Ein Pfeffersack zur Hochzeit
Dies ist die Geschichte eines ungewöhnlichen Hochzeitsgeschenks. Ein halben Jahrhundert begleitete ein brauner Jutesack voller Pfeffer das Ehepaar Elisabeth und Peter Ruge. Der 70 Kilogramm schwere Sack war im Dezember 1962 das Geschenk von Elisabeth Ruges Vater Heinrich Knak. Für Familie Knak kein ungewöhnliches Geschenk, denn sie betrieb in Altona eine Gewürzmühle und wusste, welchen Wert die weißen Körner hatten. Vor 100 Jahren war das Kilo weißer Pfeffer rund 40 Euro Wert.
Und früher wurde Pfeffer wie Gold oder Aktien gehandelt. So hatte die Familie schon im Zweiten Weltkrieg kleine Pfeffermengen eingetauscht und so die vielköpfige Familie vor dem Hunger bewahrt. Und auch Elisabeth und Peter Ruge half der Pfeffersack 1968 der Pfeffersack zum ersten Mal. Der Journalist Peter Ruge war für das ZDF als Korrespondent nach Paris gesandt worden und mitten in die Studentenunruhen geraten. Auf den Straßen herrschte Ausßnahmezustand und die Supermärkte waren in Kürze leer gekauft. Also zog Peter Ruge mit Pfeffer aus dem Sack los und tauschte das damals noch so wertvolle Gut gegen wichtige Lebensmittel für Frau und Kind ein.
Ende der 70er-Jahre zog die Familie Ruge nach Warschau. Hier erlebte sie den Aufstand der Gewerkschaft Solidarnosc hautnah mit. Wieder gab es Hamsterkäufe und Lebensmittelmarken wurden ausgegeben. Der Pfeffer wurde erneut zum wertvollen Tauschmittel. Insgesamt hat der Sack der Ruges elf Umzüge mitgemacht. Und selbst ein Hochwasser konnte ihm nichts anhaben. Als die Seine in den 90er-Jahren über die Ufer lief, wurde er im Keller nass. Geistesgegenwärtig erinnert sich Elisabeth an einen Rat ihres Vaters: Weiße Pfefferkörner werden in Milch gewaschen und an der Sonne getrocknet. Also bastelten die beiden ein Sieb, badeten den Pfeffer in unzähligen Litern Milch und trockneten ihn in der Sonne.
2009 hat der Pfeffersack nun seine vorerst letzte Reise ins Gewürzmuseum in der Speicherstadt in Hamburg angetreten. Hier hab ich auch diese wundervolle Geschichte gelesen.