Rücklicht: Fredl Fesl, bayrischer Barde

Lesezeit 2 Minuten –

Tage in flacher Stimmungslage brachten mich kürzlich auf die Idee, Heimatlinien zu folgen. In Mecklenburg leb ich, schon so lange. Und viele Seiten dieser neuen Heimat sind mir so lieb und reich. Ein vertrauter Freund und Galerist hier im Städtchen, auch er ein Wahl-Mecklenburger, bringt es so schön auf den Punkt, was sich hier so besonders genießen lässt: Mecklenburg hat so eine schöne Proportion zwischen Mensch und Natur. 

So leb ich also, wo andere Leute Urlaub machen. Und dann, manchmal, wenn ich traurige, graue Tage erlebe innen, kommt mir in den Sinn, mich mit Heimatlichem aufzuheitern. Denn die erste Heimat scheint uns Menschen doch tief eingewurzelt zu sein. So kam ich auf die Idee, meiner spät entdeckten sängerischen Freude am Jodeln zu folgen. Das ich lernte vor Jahren. Nicht volkstümliches Jodeln, sondern das uralte Jodeln, Juchzen, Juhen, eine urtümliche Weltsprache, die fast auf jedem Kontinent zu finden ist. Auch in der weltweiten Weberei des Internets gabs da allerlei Schönes zu Entdecken. Und dann landete ich – beim niederbayrischen Barden. Und der ersehnte Stimmungsaufschwung war da. 

Fredl Fesl ist einfach herzig, witzig, kurios, sprachspielerisch. Auf den Punkt bringend diversen Unsinn seiner Welt. 1947 geboren war er mir, die ich Jahrgang ’64 bin, gerade richtig im Leben mit seiner Art, allerlei Kurioses in seinen Liedern, mehr noch in seinen unendlichen Vorreden zur Sprache zu bringen. Allein über seine Einsicht, dass ein Pferdl so heißen muss, weils ja auf der Erde geht, könnt ich mich wegschmeißen. Logisch, dass es sonst Pfluftl heißen müsst. Also wenns in der Luft unterwegs wär. Und na, ja – des gibts ja auch. Wie die Angesichtskarte zeigt, die ihm eine schickte. Da war ein Pfluftl drauf, also ein Pegasus.

Gestern nun erfuhr ich von meiner Münchner Schulfreundin, dass der bayrische Barde die Seiten gewechselt hat. Ob er jetz auf einem Pfluftl unterwegs ist? Fredl Fesl starb am Dienstag, schlief ruhig ein, wie seine Frau Monika beschreibt. Er war seit den neunziger Jahren an Parkinson erkrankt. Darüber spricht er auch, im Film des Bayrischen Fernsehens „I bin wia i bin“. In dem sich orientierende Untertitel einstellen lassen, sodass sprachlich keine Fragen offen bleiben.

Gute Reise, du wunderbarer Barde! Stimmungsaufheller, Sänger, Mensch.

Hier zu Fredl Fesl in dem Beitrag des BR-Lebenslinien

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Miriam Licht
Miriam Licht

2 Kommentare

  1. Liebe Miriam,

    vielen Dank für Deine so feine Würdigung von Fredl Fesl. Die Geschichte vom Pferdl und dem Pfluftl hat mich laut schallend lachen lassen. Ich liebe dies Art von Humor sehr.
    Hab es sehr schön im sommerlichen Mecklenburg, das auch ich sehr gern habe.

    Alles Liebe,
    Nadine

  2. Ach du Liebe, wie schön, dich hier zu treffen, liebe Nadine – dank dir für dein Lesen, Spüren, Lachen. Hab es auch ganz wunderschön in deinem Dasein. Innen wie außen. Frohe Sommertage dir! Herzgrüße, Miriam

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