Die Kraft des Neuen
In der Nacht zum 1. April hat es bei uns geschneit. Ein leichter, weißer Schneefilm legte sich auf das Land und deckte den frischen Löwenzahn und all die Gräser zu. Doch nicht für lange, denn die Kräfte des Neuen sind schon so stark, dass der Schnee am Morgen bereits taute – sich in Wasser verwandelte und so zum Gedeihen der Wiesen beitrug. Denn der Schnee kann sich auf dem Frühlingsboden nicht lange halten.
So erzählte mir die Natur, als ich spazieren ging, dass das Alte, wenn seine Zeit vorüber ist, keinen Bestand mehr hat. Wir haben nicht mehr Winter, sondern Frühling, selbst die Uhren sind bereits umgestellt.
Die neue Zeit hat längst begonnen.
Es mag vielleicht so aussehen, den Anschein haben, als ob die alte Zeit zurückgekommen ist oder gar nicht weichen will. Doch sie trifft in ihrem Versuch, noch einmal zu landen, auf den neuen fruchtbaren Boden – der sich nicht deckeln lassen wird – ja, es nicht einmal kann. Denn er ist voller Kraft und Energie und wird sich so oder so Bahn brechen. Und er hat den Zeitgeist im Rücken … der schiebt ihn auch noch an.
Der neue Boden wird das Alte für sich nutzen, denn – in diesem Beispiel der Schnee – stärkt seine Resilienz (sollte es im Juli mal schneien, der Boden ist gewappnet) und dient ihm gleichzeitig als Nahrung. Dies alles ist in einen großen, natürlichen Rhythmus eingebettet. Die Natur lässt sich von dem Alten – dem sich verabschiedenden Winter – nicht aus der Ruhe bringen. Sie macht einfach weiter.
Sie erzählte mir von der Wichtigkeit des Vertrauens – dem großen Ganzen, das eine Quelle hat: die Liebe. Weiter sagte sie mir, dass es entscheidend ist, wo wir hinschauen und wie genau wir hinschauen. Mit „genau“ ist hier nicht der fokussierte, starre Blick gemeint, sondern ein weiter, sanfter Blick. Da können wir mehr sehen. Es geht um unsere Wahrnehmung.
Denn dann können wir die neue Zeit, den Frühling riechen,
während wir über die schneebedeckte Wiese laufen.
Wir können sie im Gesang der Vögel hören,
und in uns selbst fühlen.
Wie lange es dauern wird, bis in „unserer Welt“ der Schnee der alten Zeit auch getaut sein wird, konnte mir die Natur nicht sagen. Sie erzählte, dass es unendlich viele kleine und große Prozesse sind, die laufen. In vielen Bereichen dieser Welt, sie alle haben ihre Geschichte und ihren Weg. Sowie in jedem Einzelnen, und so kann es sein, dass du wie ein Löwenzahn bist, der gerade durch den Schnee hindurchwächst. Wenn dann die Sonne scheint, wird er von ihrem Licht so begeistert sein, dass er zu ihrer Ehre gelbe Blüten bilden wird.
Und noch während ich das alles schrieb, war der Schnee schon von gestern. Doch er war ein Schritt ins Heute, das ins Morgen führen wird.
Wir sind nicht hier,
um ein Ziel zu erreichen,
und dort zu verweilen.
Wir sind hier,
um unseren Weg zu gehen.
Liebe Melanie!
Hab Herzensdank für das Teilen der Kraft, die du aus der Natur ziehst, um in dieser Zeit des immer mal wiederkehrenden Schnees das Vertrauen zu halten.
Ich ziehe mich, wie du weißt, auch gern in die Natur zurück – und in unserem Garten geht diese in vollem Verauen ihren Gang – überall werden fleißig die Brutkästen eingerichtet und wo überall in den Büschen Nester entstehen, kann ich gar nicht sagen … In der Hoffnung auf neues Leben kann auch ich gut aushalten, wenn der Frost noch einmal zurückkommt.
Herzensgrüße
Imke
Liebe Imke, danke für deine Zeilen. Ich war überrascht über diese Lehrstunde der Natur, und sehr dankbar. Liebe Grüße und viel Frühlingsfreude.
Sehr gut geschrieben kussi von Mamma
Dankeschön 😘
Danke- das ist ein Text den ich immer wieder lesen werde- das Leben pur……
Danke liebe Regina, da freut sich auch der Text drüber 🙏