Das Leben meint es stets gut mit Dir, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt*

Lesezeit 5 Minuten –

Von Alexander Kuhlmann. Vor ziemlich genau vier Jahren wachte ich eines Morgens in einem Krankenhausbett des Klinikums Großhadern auf. Meine Frau berichtete mir, dass sie mich am Vorabend mit Schaum vor dem Mund im Bett gefunden hatte und ich mit dem Rettungswagen in die Klinik eingeliefert worden war.

Eine Klinik, die ich auch schon kannte, da ich als kleiner Junge dort wegen eines Oberschenkeltumors einige Zeit verbracht hatte.

Die Reise hat aber tatsächlich noch etwas früher begonnen. Meine Mutter und mein Vater waren getrennt, und ich lebte bei meiner Mutter. Mein Vater zeigte sich eigentlich nie. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, plante er einen Urlaub und lud mich ein mitzukommen. Mit dabei waren seine damalige Freundin und ihr Sohn, der ein paar Jahre älter war als ich. In diesem Urlaub erlebte ich Missbrauch durch den Jungen, als wir eines Abends alleine waren. Der Junge drohte mir, ich solle nichts davon erzählen.

Mein leiblicher Vater bekam nichts davon mit. Er konnte nur nicht verstehen, warum ich auf einmal so sehr seine Nähe, seinen Schutz suchte und reagierte streng und abweisend. Ich vergrub die Erfahrung tief in mir, und erst einige Jahre später erinnerte ich mich wieder an das Erlebnis. Es kamen einige, teilweise sehr intensive Jahre sowohl gesundheitlich als auch im Umgang mit Gleichaltrigen. In der zweiten Klasse wurde ein Oberschenkeltumor diagnostiziert. Knapp überlebte ich die Operation. Und nicht genug, wurde mir ein Gehapparat verschrieben, was mich schnell zum Gespött der Mitschüler machte.

Erst mit ungefähr sechzehn Jahren wendete ich das Blatt, und ich wurde selber einer von denen, die sich über Schwächere lustig machten. Ein Weg, den ich Gott sei Dank nur kurz beschritten habe. Mein Fokus lag eher darauf, ›Everybody’s Darling‹ zu sein.

Mit Anfang dreißig, zwischenzeitlich war meine erste Tochter auf die Welt gekommen, wurde mir immer klarer: »Das Leben meint es stets gut mit Dir, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.«

Mittlerweile besuchte ich auch regelmäßig Bewusstseinsseminare.

Aber, ehrlich gesagt, hatte ich Angst davor, wirklich in die Tiefe zu gehen und nochmals in Berührung mit den Horrorerlebnissen zu kommen. Ich schaute mir viele Themen an und reinigte die ›Spielfläche‹. Ein Teil in mir wollte einfach nicht in die Tiefe und nochmals mit den schmerzhaften Erlebnissen des kleinen Alexanders konfrontiert werden.

Als ich dann vor vier Jahren wieder im Klinikum Großhadern aufwachte, war eine Stimme in mir, die sagte: »Es ist völlig wertfrei, welchen Weg Du gehst. Sei Dir bewusst, dass wenn Du das Thema weiter ignorierst, wird der weitere Weg recht kurz sein. Bist Du bereit, das zugrunde liegende Thema anzuschauen, wirst Du den Weg weitergehen, weshalb Du hier bist.«

Diesmal kam die Botschaft an. Das astrozytäre Glioblastom (ein bösartiger Gehirntumor) hatte meine Aufmerksamkeit. Eine vermeintlich unheilbare Krankheit mit relativ kurzer Lebenszeit. Manche sprachen von einem halben Jahr. Diese Nachricht hatte meine Aufmerksamkeit.

Die Empfehlung der Klinik, sofort zu behandeln, fühlte sich nicht richtig an. Ich bat auch mein gesamtes Umfeld darum, ihre Vorschläge, wie man das lösen könnte, für sich zu behalten. Ich entschied mich kurzfristig dazu, einen Schamanen am Amazonas im Urwald von Peru zu besuchen und mich von ihm behandeln zu lassen. Zehn intensive Wochen, die mir viel Raum und Zeit gaben hineinzufühlen, was meine Aufmerksamkeit brauchte, was gesehen werden wollte. Viele Tränen spülten diese Erinnerungen Schicht für Schicht davon.

Kurz nachdem ich wieder in Deutschland war, durfte ich nochmals einen Besuch in der Klinik machen. Und dieses Mal ließ ich mich auch bestrahlen. Dies passierte zeitgleich mit dem Ausbruch von Corona, und so erlebte ich sechs Wochen in der Klinik, mit viel Zeit und Raum für mich. Unter uns. Eine wunderbare Zeit, in der ich den liebe- und kraftvollen Teil, der in uns allen leuchtet, jeden Tag erleben durfte. Unter uns – eine sehr berührende Zeit. Und die Botschaft war in mir: Gehe weiter, du bist auf dem richtigen Weg.

Ich fing an, mir die Themen und deren Ursachen in der Tiefe anzuschauen. Dankbarerweise haben mich verschiedene Menschen auf dieser Reise begleitet. Die letzten MRTs zeigen nun auch, dass der Tumor kontinuierlich inaktiver wird.

Ein Weg, der mich stets auffordert, zu meiner persönlichen Wahrheit zu stehen und gleichzeitig sehr liebevoll mit mir zu sein.

Vergessen wir nicht: Auf unserem Lebens-Weg dürfen wir all das Großartige, das in uns steckt, zum Ausdruck bringen. Ich für mich habe festgestellt, dass wir mit einer Aufgabe hier sind. Die gilt es zu entdecken und den sich damit ergebenen Weg Schritt für Schritt zu beschreiten.

Und so befinde ich mich aktuell auf meiner Herzens-Reise und beschreite einen Weg, der teilweise sehr von den allgemein verbreiteten Vorstellungen, wie ein Leben zu gestalten sei, abweicht. Dennoch ein wundervoller, fordernder und gleichzeitig liebevoller Weg.

Nach vier Jahren des Wundenleckens freue ich mich, Schritt für Schritt meinen Herzensweg zu folgen und freue mich darauf, Menschen auch auf ihrer Reise zu begleiten.

Was bedeutet das? Ich biete an, Menschen wieder mit ihren Herzen zu verbinden und sie auf dieser Reise zu begleiten. Dann schauen wir uns an, welches Thema aktuell deine Aufmerksamkeit sucht.

Wichtig zu verstehen ist, dass jeder nur selbst seinen Weg beschreiten kann. Unterstützung und Impulse von außen können unterstützen und machen den Weg häufig einfacher.

»Lausche dabei Deinem Herzen, denn wir sind Herzensmenschen.«

Und vergessen wir nie: DAS LEBEN LIEBT UNS.

P.S.: Die letzten MRTs zeigten einen deutlichen Rückgang in Größe und Aktivität. Der begleitende Arzt sagte: »Ich weiß nicht, wie Sie es machen, aber machen Sie bitte so weiter.«

Alexander Kuhlmann / Wegbegleiter
Tel: +49 (0)163 8363736 /

*Barry Braislford / Weisheit der Vier Winde (www.wd4w.de)

Weisheit der Vier Winde

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Gastbeitrag
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11 Kommentare

  1. Was für eine wunderbare Geschichte, lieber Alexander.
    Sie zeigt mir, dass es möglich ist, auch schwerste Krankheiten als den eigenen Heilungsweg zu begreifen, anzunehmen und tatsächlich zu heilen. Weil letztlich jede Krankheit ein Signal unseres Körpers ist, das uns im Idealfall aufwachen und bei uns selbst ankommen lässt.
    Ganz herzlichen Dank dafür.
    Und meinen Segen auf deinem Weg.

  2. …..lieber Alexander….ich bin tief berührt von Deinem Teilen hier….und,wenn ich mich traue,Deine Worte zu fühlen…..spüre ich die Qualität Deines Weges,den Du bis hierher gegangen bist…für mich gewaltig,repekteinflößend….

    Das möchte ich in Ruhe “verdauen“ …. darin die Parallelen zu meinem Leben erkennen….

    Danke sagen bzw.schreiben möchte ich Dir….daß Du hier gerade heute hier zu lesen bist….einen Tag nach dem Geburtstag meines jüngeren Bruders,der dieses Jahr im März seinen ErdenWeg beendet hat….nachdem er sein Leben lang immer wieder schwer krank wurde…..ich weine….
    Von Herzen,
    Dagmar

  3. Lieber Alexander!
    Ich bin tief berührt von dir und dem Weg, den du gegangen bist. Ein bisschen erinnert er mich an den Weg meiner Heilung … wenn auch nicht von einem Tumor, aber ebenso existenziell von schweren Panikattacken und Depressionen. Da sucht sich die Seele offenbar das Signal, das uns zu erreichen in der Lage ist.
    Auch die Erfahrung, sich auf dem eigenen Weg nicht von außen ablenken zu lassen, ist meiner sehr ähnlich.
    Danke für deinen Mut, deine heilenden Erfahrungen zu teilen und weiterzugeben. An alle, die spüren, dass es einen Weg zu gehen gibt und Unterstützung brauchen.
    Ein Segen, jemandem wir dir dabei begegnen zu dürfen.

    Alles Liebe und Herzensgrüße
    Imke

  4. Guten Morgen :-),
    lieber Alexander, Bettina’s und Dörte’s Worten möchten ich mich sehr gerne anschließen!
    Ja, liebe Bettina, wie wahr … Ermutigung … das ist es … ich bin tief berührt von und dankbar für Deine Geschichte, die ermutigend, inspirierend und stärkend ist.
    Herzlichst Sibylle

  5. Ihr Lieben,
    Ganz herzlichen Dank für Eure ehrlichen und herzergreifenden Worte.

    Danke… es ist schön zu fühlen, dass es wunderbare Menschen da draußen gibt. Schön, dass es euch gibt.

    Danke

    Von Herzen

    Alexander

  6. Lieber Alexander, ich erinnere mich an unsere gemeinsame imaginäre Reise. Es ist mehr als 2 Jahre her. Deine tiefe Reise zu dir selbst berührt mich sehr und es fühlt sich warm und vertraut an, wenn du schreibst, dass du Menschen auf ihrer Reise zu ihrem Herzen begleiten möchtest. So sei es. Von Herzen alles Liebe für dich und deinen Herzensweg. Alexandra

  7. Ein großes Danke auch von mir, ich bin tief beeindruckt und berührt von deinem Weg und deinem Mut dich hier so zu zeigen!
    Ich bin sicher, Du wirst noch viele Herzen erreichen und bereichern. Alles Liebe dir weiterhin!

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