Teil 2: Der Anfang vom Ende – und vom Anfang von allem
Die newslichter-Fortsetzungsgeschichte Teil 2 – Kapitel 3: Inken.
Muster – überall sieht sie Muster. Wann hat das eigentlich begonnen? In letzter Zeit jedenfalls ist es stärker geworden, sie sieht fast nichts mehr ohne Muster. Spiralen, Blumen, geometrische Formen in allen Farben. Sie umgeben die Dinge und Wesen, die sie sieht, schieben sich davor, dahinter und darüber. Und sie passen so gut zu dem, was da ist, dass sie nur sehr wenig irritieren. Hauptsächlich insofern, als sie eigentlich nicht da sein dürften. Gleichzeitig scheinen sie wichtig zu sein. Nur wofür weiß sie nicht.
Ihre Schönheit überwältigt sie manchmal, da schießen ihr die Tränen in die Augen. Manchmal sagt ihr Kopf, sie spinnt – und im gleichen Moment sieht sie das filigrane Gewebe eines Spinnennetzes und fühlt in sich eine Gewissheit, dass auch sie Teil eines Musters ist. Ein Muster, das nicht alle sehen, und das sich gleichzeitig immer mehr entfaltet.
Und die Muster, die sie sieht – im Teppich, in den Kacheln, auf Schritt und Tritt im Wald und beim Wildkräuter pflücken, auch am Himmel und an ihrem Körper, in Menschen und Häusern – auch die sind Teil von etwas Größerem, einem übergeordneten Muster, das den blauen Planeten, das Sonnensystem, die Galaxie und sicher noch viel mehr umspannt.
Und sie – jede einzelne Zelle in ihr! – ist ein Teil davon. Sie weiß das. Ja, es gibt eine Ebene in ihr, die fühlt, dass es nicht nur so ist, sondern dass es eine Bedeutung hat. Für sie, für die Menschheit. Für alle Wesen, für den Planeten. Vielleicht sogar fürs Universum.
Und es gibt eine andere Ebene in ihr, die das alles nicht versteht, es unsinnig findet, es versteckt, sogar vor sich selbst und nichts davon wissen will.
Neulich hat sie eine Dokumentation über Heilige Geometrie gesehen – das war wie Nachhausekommen.
Die Frau und der Mann, die den Film gedreht haben, sprachen so selbstverständlich davon, von der Wieder-Ent-Deckung alten Wissens, von der Ur-Innerung an Wissen, das tief in uns verborgen gewartet hat, neu entdeckt zu werden. Sie klangen so sicher, da hat sie nur gestaunt und war richtig aufgeregt.
Sie selbst hat noch keinem erzählt von den Mustern. Die Kolleginnen hätten sicher kein Verständnis und die Freundinnen finden sie eh schon merkwürdig. Nein, sie will nicht ausgelacht werden. Ob es eine Welt geben könnte, in der sie sich damit zeigen kann? In der sie mit anderen zusammen solche Muster finden und sammeln kann, neue Muster stricken und weben kann, ihren Sinn entdecken und verstehen lernen kann?
So eine große Sehnsucht ist das.
Ob sie mal zu Mira geht? Horoskope sind auch Muster, das weiß sie schon lange, das sieht man ja, sobald man draufschaut. Auch wenn sie nicht viel von Astrologie versteht.
Das Muster um Miras Haus jedenfalls ist besonders schön, gold-grün und zart. Es hat sie lange schon angezogen. Und der wilde Garten auch.
Vielleicht geht sie mal öfter da vorbei. Oder klingelt sogar. Ob sie wohl mit Mira über die Muster – die, die sie sieht, die, die Mira sieht – sprechen könnte? Ob es da Verständnis gäbe? Etwas Neues entstehen könnte?
Es ist ein verwegener Gedanke, und einer, der sie unwiderstehlich anzieht.
Ob sie so mutig ist, das zu wagen?
Lasst uns wieder mutig sein…
DANKE
Oh, liebe Marianne, du hier heute morgen, wie schön! Ja, lasst uns wieder mutig sein. Wir sinds in unserem Urgrund ja schon – denn wir sind da. Mutig losgegangen ins Sein jetzt hier. Morgensonne lächelt dir Herzgrüße zu. Und zu dir, liebe Dorothee! Uns allen.
… und wenn die heilige Geometrie sich auch noch so galant bewegt, wie der Farn, der nach der Winterruhe wieder aufersteht, fast wie aus dem Unsichtbaren, sich entrollt, entfaltet … wunderschön.
Liebe Melanie – genau! Du sprichst mir aus dem Herzen❤️, danke!